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BBAT Workshop in Äthiopien

Beckenbodenraining in Addis Abeba

Pelvic floor training using Basic Body Awareness Therapy (BBAT)

Beckenbodentraining unter Anwendung  von Basic Body Awareness Therapie (BBAT)
12. und 13. März 2018 im Hamlin College für Hebammen in Desta Mender, Addis Abeba, Äthiopien
Ein Bericht von Inger Wulf, Institut für Basic Body Awareness (IBBAT) Schweiz

Der Workshop wurde von Inger Wulf und Amanda Lundvik Gyllensten zusammen mit der Organisation Greenlamp (www.greenlamp.ch) organisiert und fand am 12. und 13. März 2018 im Hamlin College für Hebammen in Desta Mender, Addis Abeba, Äthiopien statt. Desta Mender ist ein Rehabilitationszentrum ausserhalb von Addis Abeba, eine Stunde vom Hamlin Fistula Hospital entfernt.

Ausbilderinnen:
Amanda Lundvik Gyllensten, Ass. Professor, Physiotherapeutin, BBAT-Ausbilderin, Universität Lund, Schweden
Inger Wulf, Physiotherapeutin, BBAT-Ausbilderin, Zürich, Schweiz

Geschichte und Hintergrund:
Im Jahr 1959 kam das australische Ärztepaar Catherine und Reginald Hamlin, beide Gynäkologen und Obstetriker, zu einem Krankenhaus in Addis Abeba, Äthiopien, um Hebammen auszubilden. Ausserhalb der Klinik stiessen sie auf junge Frauen, die vor dem Krankenhaus standen, weil sie kein Geld hatten, um Hilfe zu suchen. Sie hatten schwere Geburtsschäden, sogenannte Fisteln (ein Loch zwischen Gebärmutter und Harnblase/Darm). Sie waren inkontinent und rochen furchtbar. Aus diesem Grund waren sie häufig aus der Dorfgemeinschaft ausgestossen worden und konnten kein normales Leben mehr führen.
Das Ehepaar Hamlin kümmerte sich um diese jungen Mädchen, häufig Teenager, und begann sie zu operieren. Die Fistel wurde zusammengenäht. Mit der Zeit waren sie so weit, dass sie mit Hilfe von Sponsoren aus vielen Ländern ein Krankenhaus errichten konnten: das Hamlin Fistula Hospital. Dort wurden seither Tausende von Mädchen operiert.
Catherine Hamlin lebt immer noch und wohnt in ihrem Haus auf dem Krankenhausareal. Sie ist über 90 Jahre alt und hat noch im hohen Alter operiert.

Die Physiotherapie In Hamlin Fistula Hospital
Zusammen mit Christina Blecher von der Organisation Greenlamp (www.greenlamp.ch) habe ich in 2016 ein Besuch in Hamlin Fistula Hospital gemacht und auch die Physiotherapie besucht.
Die Physiotherapie ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Behandlung einer Fistelpatientin sowohl vor als auch nach der Operation. Wenn die Frauen ins Hamlin Fistula Hospital kommen, sind sie oft in einem so schlechten Zustand, dass sie mehrere Wochen Behandlung benötigen, bevor sie operiert werden können. Das Hauptziel der Physiotherapeutin im Hamlin Fistula Hospital ist es, diesen Frauen zu helfen, wieder zu ihrer Kräfte zu kommen. Ein weiteres Ziel ist es  ihren Beckenboden zu stärken und auch Nerven- und Muskelschäden, die im Zusammenhang mit der Geburt entstanden sind, zu behandeln.
Vorbereitung des Workshops in Hamlin College für Midwives
Amanda Lundvik Gyllensten und ich sprachen 2017 mit Christina Blecher und dem Greenlamp-Team darüber, im Hamlin College for Midwives einen gemeinsamen Workshop für Beckenbodenübungen unter Anwendung von BBAT-Übungen durchzuführen. Zielgruppe waren Hebammenstudierende und Ausbildende des Hamlin College of Midwives sowie Pflegefachfrauen und Physiotherapeuten aus dem Hamlin Fistula Hospital. Nachdem wir vom College und von der Klinik grünes Licht erhalten hatten, bereiteten wir den Workshop für die Zielgruppe. Im März 2018 traten wir unsere Reise nach Addis Abeba zusammen mit Christina Blecher an.

Ziel des Workshops
Ziel des Workshops war es, die werdenden Hebammen – die sich später verpflichten würden, allein und meist ohne jegliche Hilfe in ländlichen Gebieten zu arbeiten (die Ausbildung war kostenlos) –, zu lehren, wie sie schwangeren Müttern die Beckenbodenübungen präventiv beibringen, um Inkontinenz oder Prolaps vorzubeugen. Die Übungen sollten bei der Geburt wie auch in der Rehabilitation nach der Geburt eingesetzt werden können. Der Workshop dauerte zwei Tage.
Durchführung des Workshops
Am ersten Tag des Workshops trafen wir uns mit einer Gruppe von 22 Hebammenschülerinnen, zwei erfahrenen Krankenschwestern, einer Physiotherapeutin, die ich zwei Jahre zuvor kennengelernt hatte, und zwei Ausbildenden am College. Wir hatten nur eine einstündige Powerpoint-Präsentation geplant, den Rest der Zeit wollten wir für die Körper- und Gruppenarbeit einsetzen. Die Teilnehmerinnen sollten die Zusammenhänge zwischen den Becken-, tiefe Bauch- und tiefe Rückenmuskeln (Bauchkapsel) verstehen lernen und  dann am eigenen Körper finden  können.  Auch die Zusammenhänge der Atemmuskulatur und Beckenbodenmuskulatur wurden erkärt  und praktiziert. Durch die Übungen wollten wir, dass sie ihre eigenen Erfahrungen machen, um den Beckenboden wahrzunehmen und zu stärken. Wir arbeiteten im Sitzen, Stehen, Liegen und Gehen. Wir machten auch Rollenspiele. Sie mussten Hebamme und Mutter spielen und zeigen, wie man den Beckenboden findet und aktiviert. Auch das sanfte Heben von Gegenständen wurde anhand der Rollenspiele geübt.

Wir denken, dass alles, was wir machten, für sie sehr neu und ungewohnt war, dass es ein anderes Lernen war als sonst. Dennoch war es eine sehr offene und positive Gruppe, mit der wir zusammenarbeiteten.

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